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Martin Winterfeld
Martin Winterfeld besticht durch seine ureigene Farbkomposition, sein Stil scheinbarer und doch
methodischer Zufälligkeiten gibt seinen Bildern eine starke Eigendynamik jenseits jeglicher
Konventionen.
Endgültig sind seine Bilder nie; konzipiert nach dem Prinzip Aktion, beschreibt Winterfeld, der sich
nebenbei aktiv mit experimenteller Musik beschäftigt, mit jedem seiner Bilder einen schier endlos
fließenden Gedankenstrom.
Martin Winterfeld arbeitet in verschiedenen Techniken.
Seine Werkstoffe sind ÖL und Akrylfarbe, als Untergrund benutzt er in der Regel Holz und Leinwand.
Was den Künstler zu seinen expressiv orientierten Motiven anregt, steckt im Verborgenen:
Seine graffitibunten bis erdigen Farbtöne, und die ungewöhnliche Oberflächenstruktur der Bilder lassen
bisweilen orakelhafte Fantasien wachwerden, die sich zu immer neuen Konturen, Formen und Figuren zu verketten scheinen.
Ein lebhaftes Experiment mit ästhetischen Reizen, als gäbe es die optische Vitaminspritze gegen
das alltägliche Grau in Grau.
Text: Hoppmann Verlag
Vielfältige Gefühlswelten in unendlichen Stilvariationen
Hinter einem unscheinbaren Hauseingang in der Ehrenfelder Christianstraße
verbirgt sich das Atelier des 28j-ährigen Malers, Bildhauers und Musikers
-ein fabrikähnlicher, überdachter Hinterhof, der wechselweise als Galerie,
Schlafzimmer und Performance-Bühne dient.
Percussion-Instrumente stehen neben Leinwänden;ein gläserner Schreibtisch, mit Zeichnungen
bedeckt, ist umringt von Farbtöpfen;über dem Bett hängen großfomatige Acrylbilder.
Viel lieber würde ich draußen malen, als mich hier einzuschachteln
-sagt Martin Winterfeld zu seinem Schaffensort, - doch du brauchst ja mittlerweile Beton zum Leben.
Gerade ist er von einer Reise in die Bretagne zurückgekehrt, die ihm das Arbeiten in freier Natur
ermöglichte.
Tuschezeichnungen und Aquarelle brachte er davon mit, meist Zeugnisse der rauhen,
urwüchsigen Gegend um Concarneau. Mal sind die blauen, schäumenden Wellen des Atlantik und
diemystischen Menhire von Carnac in samften Aquarelltönen zu erkennen, mal winden sich Spuren von
Tusche zu einem Meer aus abstrakten Zeichen und Formen.
Oft kombiniert Winterfeld beide Techniken auch zu Expressionen seines wechselhaften Seelenlebens.
"Von innen nach außen" lautete somit der Titel einer seiner Ausstellungn 1990 im
Stadtgarten.
Wie seine bizarren, farbenfrohen Werke zu interpretieren sind, das überläßt er ganz den
Betrachtenden; Ich könnte ja auch ein Buch schreiben über das, was ich bei einem Bild
ausdrücken wollte, aber ich überlasse das Interpretieren anderen.
Was wirklich beim Malen in mir vorgeht, geht keinen etwas an.
Auch das Verkaufen der Bilder gäbe er manchmal lieber an eine Galerie ab,
da er sich primär als Maler sieht und nicht als Geschäftsmann.
Dennoch gefällt es ihm, direkten Kontakt zu den Menschen zu schließen, die immer wieder den Weg
nach Ehrenfeld finden, um seine neusten Entwicklungen zu verfolgen.
Kein Bild wurde bis heute anonym verkauft-eine Gefahr, der sich bei wachsender Nachfrage
kaum jemand entziehen kann.
Durch Aktionen wie "Offene Ateliers", "Tata West" und ca
zehn Einzel-und Gruppenausstellungen pro Jahr ist der Kontakt zum Puplikum gewährleistet.
Am Anfang seines Schaffens, als er mit 18 Jahren im alten Stollwerck noch ein Atelier zur Verfügung
hatte, drückten immerhin keine Mietsorgen.
Der damalige Zwiespalt zwischen der Sorge um das tägliche Brot und dem Willen, sich nicht den
herrschenden Marktgesetzen zu unterwerfen, blieb erhalten.
Meine Bilder fallen völlig verschieden aus. Da ich ständig Lust am Experimentieren habe,
lasse ich mich nicht festlegen. Wer mich erkennt, erkennt auch meine Bilder.
Diese Freiheit, die er sich sebst läßt, gibt ihm viel Raum zur Improvisation mit
zufällig gefundenen Materialien.
Da hängt ein alter Kotflügel, der auf der Straße gelegen hatte, nun bunt bemalt
auf einer Holzunterlage.
Nebenbei fällt das "Wurzelbild" ins Auge, ebenfalls eine Collage aus gefundenen
Materialien.
Auch seine Skulturen aus Gips entstehen eher spontan, beispielsweise als Aktion zur Musik seiner Band.
Überhaubt ist die Verknüpfung von rhythmischen Elementen und farblichen
Ausdruck essentiell für die Arbeit Winterfelds.
In der Bretagne hat er ebenso wie bei Studienaufenthalten in Italien und den Niederlanden spontan Musik
gemacht und das Erlebte anschließend in Form und Farbe umgesetzt.
Umgekehrt läßt er sich von seinen Bildern zu passenden Klängen inspirieren,
so daß sich die aus vielen Strichen komponierten Bilder plötzlich in
Free-Jazz-Kompositionen verwandeln können.
Text: Monika Salzbrunn 1992
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